Archiv der Kategorie: Language Industry

Was ich lese.

Julia Schoch – Das Liebespaar des Jahrhunderts

Hier geht es nicht um eine Liebesgeschichte, hier geht es um eine Leidensgeschichte.

Was schreibt man über ein Buch, dessen Protagonistin man schwach und unsympathisch findet?

Oder hält uns Julia Schoch etwa den Spiegel vor?

Lesen. Weil man danach weiß, wer man ist bzw. wie man nicht ist und niemals enden will, auch – und gerade – nicht im Namen der Liebe.

– Ein Buch, das zeigt wie krank, schwach und einsam die menschliche Natur ist und wie sich Individuen an Gewohnheiten und vermeintliche Nähe klammern.

– Ein Buch, das Feigheit, Unehrlichkeit und das große Schweigen beschreibt und eigentlich keine Hoffnung auf anderes zulässt. Ein Buch über die Menschlichkeit.

Deshalb lesenswert, auch wenn es einem dabei den Magen umdreht.

Ich hoffe, die Gen Z und aufwärts kann mit Besserem und Interessanterem dienen, trotz dieser Elterngeneration.

Zu Julia Schochs Büchern:

Julia Schoch und ich werden keine Freunde. Das steht fest. Zu schwach und passiv ihre Charaktere, zu unsympathisch, zu ordinär.

Ich kann die Preise, die an diese Autorin gingen, dennoch nachvollziehen, denn es ist eine Kunst, sich – aus meiner Sicht – menschlicher Protagonisten zu bedienen, die einem (mir jedenfalls) widerstreben, über die man aber dennoch nachdenken sollte unvermeindlicherweise nachdenken muss. Genauso sehe ich es auch was die Sprache angeht: nichts Besonderes. Aber dennoch: unumgänglich.

„Die Kunst führt ihr eigenes Leben, jahreszeitenunabhängig.“ 

Was bei mir hängengeblieben ist: 

  • Eine Liebesgeschichte, die keine ist (egal, was die Medien erzählen). Die Protagonistin hat sich entschieden „an ihm zu Kleben“ und hat – auch nach jahrelangen Demütigungen – nie davon abgelassen.
  • Die Frage, ob Menschen aus Gewohnheit oder aus Zuneigung Beziehungen weiterführen, und nebenher noch ein Leben?
  • Was möchten Frauen mit ihrer Opferbereitschaft zeigen? Was stimmt nicht mit uns? Sind wir alle so? 
  • Gehört Liebe überhaupt zu Beziehungen oder ist „Liebe“ separat zu betrachten?
  • Beziehungen sind eine Art stille Abmachung, Verpflichtung, Gefangenschaft, Anhänglichkeit aus die es schwer ist, sich zu befreien – wenn man ein schwacher Mensch ist. Oder ist es ein Beweis der Stärke, wenn man bereit ist, zu leiden?
  • Hinnehmen. Alles. Das Kommen und Gehen, und nicht Fragen. Weil man weiß, dass die Wahrheit unerträglich ist und Konsequenzen nach sich ziehen müsste. Weil man weiß, dass der Schmerz des Schweigens tausendmal erträglicher ist als die schmerzende Wahrheit.
  • Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass viele Frauen sich mit der Protagonistin identifizieren können. Man atmet auf und denkt: „Nein, so bin ich nicht! Die Arme. Und: Er ist ein Arschloch.“

„Ist es mehr ein Verlust oder eine Befreiung wenn man nur noch von der Vergangenheit zusammengehalten wird?“

„Die Literatur beginnt immer dann wenn etwas zu Ende gegangen ist.“ Und das ist ein schöner Satz, wie auch die Ausführungen von Julia Schoch, wenn es ums Aufschreiben geht. Ich kann auch erst etwas aufschreiben, wenn ich damit abgeschlossen habe. Alles andere ist zu besonders, zu wertvoll, noch zu lebendig, um es in Sprache zu verwandeln und aus dem Inneren, im „Außen“ weiterleben zu lassen.

 

Merry Christmas and a happy 2023!

 

𝘐 𝘸𝘰𝘶𝘭𝘥 𝘭𝘪𝘬𝘦 𝘵𝘰 𝘵𝘩𝘢𝘯𝘬 𝘮𝘺 𝘤𝘭𝘪𝘦𝘯𝘵𝘴 𝘧𝘰𝘳 𝘤𝘩𝘰𝘰𝘴𝘪𝘯𝘨 𝘮𝘦 𝘢𝘨𝘢𝘪𝘯 𝘢𝘯𝘥 𝘢𝘨𝘢𝘪𝘯, 𝘧𝘰𝘳 𝘪𝘮𝘱𝘭𝘦𝘮𝘦𝘯𝘵𝘪𝘯𝘨 𝘮𝘺 𝘱𝘳𝘰𝘱𝘰𝘴𝘢𝘭𝘴,

𝘢𝘯𝘥 𝘦𝘴𝘱𝘦𝘤𝘪𝘢𝘭𝘭𝘺 𝘧𝘰𝘳 𝘣𝘭𝘪𝘯𝘥𝘭𝘺 𝘵𝘳𝘶𝘴𝘵𝘪𝘯𝘨 𝘮𝘦 𝘸𝘩𝘦𝘯 𝘵𝘩𝘪𝘯𝘨𝘴 𝘩𝘢𝘷𝘦 𝘵𝘰 𝘮𝘰𝘷𝘦 𝘧𝘢𝘴𝘵.

𝘔𝘦𝘳𝘳𝘺 𝘊𝘩𝘳𝘪𝘴𝘵𝘮𝘢𝘴 𝘢𝘯𝘥 𝘢 𝘩𝘢𝘱𝘱𝘺 2023!

 

 

SUBTITLING – Dos and Don’ts

Errors to avoid when it comes to Subtitling

Hello Language Lovers,

Lately I am subtitling quite a lot and what mostly confuses me is the question whether or not to add the punctuation — especially commas — at the end of each video-image.

Instinctively, I think commas are not necessary, as we make a “reading break” anyway at the end of each image.

Are commas in subtitling redundant, or not?

What is your opinion about that?


Ps. Whilst I was wondering “how to do it the right way” I came across a post of @clearwordstranslations.global (http://clearwordstranslations.com/language/fr/7-major-subtitling-errors/)  listing main errors to avoid when subtitling.
I think the article recaps very well the crucial points. Thanks to my colleagues of Clear Words Translations.

My Reading List for Christmas 2022

Just finished, current reads and what’s next:

My Reading List for Christmas 2022

Hello Language Lovers,

Professionally, I was a bit absent, but I assure you that in between all the aperitifs and weekends, I worked like a busy bee on a diverse range of projects, covering everything from fashion to legal to tourism in Switzerland, and now also audiovisual lifestyle projects.

Basically, I didn’t have a minute of spare time and craved sleeping constantly.

Of course, I never stopped reading because it is my habit and possibly my most pleasurable drug, or my elixir for survival on this planet with now 8 billion people (and I only like a bunch of them).

I just finished the 600-something page book „Anéantir“ from one of my top European authors and intellectuals, Michel Houellebecq.

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If you haven’t read „A Houellebecq“ yet, I urge you to do so, but don’t start with his last book, Anéantir. On one side, it’s typical, but on the other, it’s too soft for what we are used to reading. Also, maybe it’s his most politically correct book, for so many reasons:

  • Does he make peace with Christendom?
  • Does he have cancer (because he smoked himself to death) and is he prepared to die?
  • What’s all about this suicide theme? That is quite new.
  • And how come he has regular sex with his regular partner (and seems to also like it)?

Of course, elderly women are discarded from his worldview. Every man has a second woman who is younger and more dedicated to him. This is quite boring, but is this what men really want and dream about? We should face that.

Then there’s politics, which is also tedious and only interesting from an observation standpoint. Maybe he just wants to put a mirror in front of us.

And there is death, death everywhere: sick people, normal people preparing to die, and the thought of suicide as a way out of problems.

If I didn’t love and admire him like a groupie, I’d say I’m glad he wrote a different (but similar) book, that his style and lexical choices – especially the adjectives – demonstrate such a sublime command of the French language in a way that touched me in this book as well.

He is a one-of-a-kind writer and avant-gardist, one of the last living intellectuals in Europe, but is he preparing to die? If yes, I would really like to meet him. If you’re reading this, Houellebecq, let’s get drunk together!

I have compiled a list of books that will keep me well occupied until Christmas and maybe into 2023. Feel free to get inspired.

Have a good time until we next speak in 2023!

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„Vom Aufstehen“ (in der unendlichen, eisigen Welt) – Helga Schubert

Das beste deutschsprachige Buch, das ich seit vielen Jahren gelesen habe.

Es gibt sehr viele Autoren, die sich mit der deutsch-deutschen Geschichte beschäftigen und dementsprechend eine Flut an einschlägigen Büchern – aber es gibt keinen Schriftsteller, der es bisher geschafft hat, eine Geschichte zu erzählen, sodass die Geschichte eines zweigeteilten Landes zu einer Art Bühnenbild wird. Dieser Aufbau ist genial.

Helga Schubert erzählt ihre Lebensgeschichte, und sie hat viel zu sagen. Ihre Formulierungen sind verständlich, schlicht, klassisch-edel. Die Sprache dient als Transportmittel von Inhalt (Form follows Function), als wirkendes Konstrukt.

Ich konnte das Buch nicht weglegen. Ein wahrer Schatz der deutschsprachigen Literatur, und genau deshalb wurde es 2021 mit dem Bachmann-Preis gewürdigt.

Ein Buch einer 80-jährigen Frau, in Einzelepisoden erzählt. Eine persönliche aber gleichzeitig deutsch-deutsche Geschichte. Die Geschichte einer außergewöhnlichen Frau, Psychologin, Widerstandskämpferin und begnadeten Erzählkünstlerin.

Vor 40 Jahren war Helga Schubert bereits für den Bachmann-Preis nominiert, aber sie „durfte“ damals nicht aus der DDR ausreisen. Sie war für viele weitere Preise nominiert, durfte/konnte sie aber als DDR-Schriftstellerin nicht annehmen. Sie schrieb weiter, und ich freue mich bereits auf das im September herauskommende neue Buch („Lauter Leben“) von ihr, denn am liebsten möchte ich nicht aufhören, Helga Schubert zu lesen.

Warum ist “Vom Aufstehen” ein MUST-READ?

  • Weil es einen hoch komplexen politisch-geschichtlichen Kontext auf schlichte Weise darlegt, en passant, weil es eine andere Geschichte in den Vordergrund stellt: Die Geschichte darüber, eine lieblose, kalte Mutter zu haben, die einen ein Leben lang spüren lässt, dass man ihrer Gnade wegen lebt.
  • Es ist die Geschichte vom Überleben, vom Aufstehen, Tag um Tag „in der unendlichen, eisigen Welt“, es geht um Ehe, Scheidung, erneute Ehe, Menschen und Geschehnisse, in einer Welt, in der man „die Tochter seiner Mutter“ ist – mal mit mehr mal mit weniger Kummer.
  • Es geht darum, 80 Jahre geduldig zu warten, bis man all dies aufschreiben kann.
  • Es geht um Diktaturen und darum, in und mit ihnen zu überleben.
  • Es geht darum, sein Schicksal anzunehmen, manchmal mit Mut, manchmal mit fatalistischer Haltung. Es geht aber auch darum, immer wieder, aufstehend, Widerstand zu leisten, im Kontext eines Regimes, in dem Helga Schubert von der Stasi überwacht wurde. Ihr wurde viel genommen. Uns beschenkt sie, heute dafür mit deutscher Literatur vom Allerfeinsten.
  • Es geht darum, sich so zu sehen, wie man ist, nicht wie man gerne sein möchte. Und es geht um Hoffnung und Trost, denn es ist immer jemand da, von dem man verstanden wird und Liebe erfährt. Helga Schubert spricht von der Gewissheit, dass es stets eine Lösung gibt, egal unter welchen Umständen man aufwächst. Und sie tut das ohne besserwisserisch zu sein, mit der Weisheit einer alten Frau.

„Alles gut“, so ihr letzter Satz.

L’ossessione di voler dare per forza un nome a tutto

Ultimamente mi capita spesso di riflettere sulla nostra ossessione di voler dare per forza un nome a tutto: questa è una guerra; no, non è una guerra, è un’invasione; costui è un criminale, quest’altro un guerrafondaio, ecc.

Sembriamo tutti così saccenti e arroganti, assieme ai giornalisti, che non ci aiutano a capire e a riflettere: sempliciotti e superficiali. Con i loro scritti che lasciano il tempo che trova. Mentre noi ci informiamo in rete, rivendicando di essere gli unici privilegiati ad aver trovato le fonti oneste, serie e veritiere.

Ragionando su questo mi è venuta in mente una poesia di Rainer Maria Rilke del 1899 („Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort“), che ho tentato di interpretare in chiave contemporanea, facendola mia, con l’intento di condividerla con i più giovani, che magari in tutto questo macello degli ultimi anni non ci stanno capendo più nulla e stanno iniziando a perdere definitivamente la loro stima per noi “adulti”.

Voi, cosa ne pensate?

WORK-ETHICS or This is what drives me when it comes to Editing and Revision

𝔸 𝕝𝕒𝕣𝕘𝕖 𝕡𝕒𝕣𝕥 𝕠𝕗 𝕞𝕪 𝕨𝕠𝕣𝕜 𝕔𝕠𝕟𝕤𝕚𝕤𝕥𝕤 𝕚𝕟 𝕔𝕠𝕣𝕣𝕖𝕔𝕥𝕚𝕟𝕘 𝕠𝕣 𝕖𝕧𝕒𝕝𝕦𝕒𝕥𝕚𝕟𝕘 𝕠𝕥𝕙𝕖𝕣 𝕡𝕖𝕣𝕤𝕠𝕟𝕤 𝕥𝕖𝕩𝕥𝕤 𝕒𝕟𝕕 𝕥𝕣𝕒𝕟𝕤𝕝𝕒𝕥𝕚𝕠𝕟𝕤.
𝕀𝕟 𝕒𝕕𝕕𝕚𝕥𝕚𝕠𝕟 𝕥𝕠 𝕥𝕙𝕖 𝕜𝕟𝕠𝕨𝕝𝕖𝕕𝕘𝕖 𝕒𝕟𝕕 𝕔𝕠𝕞𝕡𝕖𝕥𝕖𝕟𝕔𝕖 𝕟𝕖𝕔𝕖𝕤𝕤𝕒𝕣𝕪 𝕥𝕠 𝕡𝕖𝕣𝕗𝕠𝕣𝕞 𝕥𝕙𝕚𝕤 𝕒𝕔𝕥𝕚𝕧𝕚𝕥𝕪, 𝕀 𝕙𝕒𝕧𝕖 𝕗𝕠𝕦𝕟𝕕 𝕠𝕧𝕖𝕣 𝕥𝕙𝕖 𝕪𝕖𝕒𝕣𝕤 𝕥𝕙𝕒𝕥 𝕚𝕥 𝕣𝕖𝕢𝕦𝕚𝕣𝕖𝕤 𝕒 𝕔𝕠𝕟𝕤𝕚𝕕𝕖𝕣𝕒𝕓𝕝𝕖 𝕒𝕞𝕠𝕦𝕟𝕥 𝕠𝕗 𝕙𝕦𝕞𝕚𝕝𝕚𝕥𝕪.
𝔹𝕪 𝕥𝕙𝕚𝕤 𝕀 𝕞𝕖𝕒𝕟 𝕥𝕙𝕖 “𝕞𝕠𝕕𝕖𝕤𝕥𝕪” 𝕚𝕟 𝕥𝕙𝕖 𝕤𝕖𝕟𝕤𝕖 𝕠𝕗 𝕣𝕖𝕤𝕥𝕣𝕒𝕚𝕟𝕚𝕟𝕘 𝕞𝕪 𝕖𝕘𝕠 𝕒𝕟𝕕 𝕤𝕙𝕠𝕨𝕚𝕟𝕘 𝕣𝕖𝕤𝕡𝕖𝕔𝕥 𝕗𝕠𝕣 𝕠𝕥𝕙𝕖𝕣 𝕡𝕖𝕠𝕡𝕝𝕖’𝕤 𝕨𝕠𝕣𝕜 𝕒𝕟𝕕 𝕤𝕥𝕪𝕝𝕖, 𝕒𝕝𝕠𝕟𝕘 𝕨𝕚𝕥𝕙 𝕥𝕙𝕖 𝕡𝕣𝕠𝕗𝕖𝕤𝕤𝕚𝕠𝕟𝕒𝕝𝕚𝕤𝕞 𝕥𝕠 𝕔𝕙𝕒𝕟𝕘𝕖 𝕠𝕟𝕝𝕪 𝕨𝕙𝕒𝕥 𝕚𝕤 𝕟𝕖𝕔𝕖𝕤𝕤𝕒𝕣𝕪 𝕤𝕠 𝕥𝕙𝕒𝕥 𝕥𝕙𝕖 𝕥𝕖𝕩𝕥 𝕕𝕠𝕖𝕤 𝕟𝕠𝕥 𝕤𝕠𝕦𝕟𝕕 𝕒𝕤 𝕚𝕗 𝕀 𝕙𝕒𝕕 𝕨𝕣𝕚𝕥𝕥𝕖𝕟 𝕚𝕥. 𝕋𝕙𝕖 𝕒𝕚𝕞 𝕚𝕤 𝕥𝕠 𝕚𝕞𝕡𝕣𝕠𝕧𝕖 𝕥𝕙𝕖 𝕠𝕣𝕚𝕘𝕚𝕟𝕒𝕝 𝕒𝕟𝕕 𝕝𝕖𝕥 𝕚𝕥 𝕤𝕙𝕚𝕟𝕖 𝕚𝕟 𝕚𝕥𝕤 𝕠𝕨𝕟 𝕝𝕚𝕘𝕙𝕥.
𝕀𝕟 𝕕𝕠𝕚𝕟𝕘 𝕤𝕠, 𝕚𝕥 𝕚𝕤 𝕗𝕦𝕟𝕕𝕒𝕞𝕖𝕟𝕥𝕒𝕝 𝕥𝕠 𝕜𝕖𝕖𝕡 𝕥𝕙𝕖 𝕖𝕒𝕘𝕖𝕣𝕟𝕖𝕤𝕤 𝕗𝕠𝕣 𝕣𝕖𝕔𝕠𝕘𝕟𝕚𝕥𝕚𝕠𝕟 𝕚𝕟 𝕔𝕙𝕖𝕔𝕜 𝕒𝕟𝕕 𝕗𝕠𝕔𝕦𝕤 𝕠𝕟 𝕒 𝕘𝕣𝕖𝕒𝕥𝕖𝕣 𝕨𝕙𝕠𝕝𝕖, 𝕟𝕒𝕞𝕖𝕝𝕪 𝕠𝕟 𝕥𝕙𝕖 𝕚𝕟𝕥𝕖𝕟𝕥𝕚𝕠𝕟 𝕒𝕟𝕕 𝕕𝕖𝕤𝕚𝕣𝕖𝕕 𝕖𝕗𝕗𝕖𝕔𝕥 𝕠𝕗 𝕥𝕙𝕖 𝕥𝕖𝕩𝕥 𝕠𝕟 𝕣𝕖𝕒𝕕𝕖𝕣𝕤, 𝕒𝕟𝕕 𝕦𝕝𝕥𝕚𝕞𝕒𝕥𝕖𝕝𝕪 𝕟𝕖𝕧𝕖𝕣 𝕝𝕠𝕤𝕚𝕟𝕘 𝕤𝕚𝕘𝕙𝕥 𝕠𝕗 𝕥𝕙𝕖 𝕗𝕒𝕔𝕥 𝕥𝕙𝕒𝕥 𝕀 𝕒𝕞  𝕨𝕠𝕣𝕜𝕚𝕟𝕘 “𝕗𝕠𝕣” 𝕒 𝕔𝕒𝕦𝕤𝕖 𝕒𝕟𝕕 𝕟𝕠𝕥 “𝕒𝕘𝕒𝕚𝕟𝕤𝕥” 𝕚𝕥.

Jahresrückblick 2021

Hallo liebe Language Lovers!

Ich weiß nicht wie es euch so ergangen ist, aber bei mir war dieses Jahr zweigeteilt: mit einem Erdbeben in der Jahresmitte und vielen kleinen Nachbeben kurz vor Weihnachten.

Stille Wasser plätschern gemächlich vor sich hin

Eigentlich hatte ich einen Plan, nämlich die Umstrukturierung, die ich während der Pandemie eingeleitet hatte, zu stärken, auszubauen und wie man so schön sagt, zu konsolidieren.

Es gab wie bei den meisten von uns viele Veränderungen. Ich habe neue Kunden gesucht und auch gefunden. Wie immer bin ich sehr dankbar für alle, die sich mir anvertrauen und merke, wie mich neue Projekte motivieren. Ich freue mich immer wie ein kleines Kind, etwas Unbekanntes anzugehen.

Der Übersetzer-Alltag, mein Alltag, hat sich vollkommen verändert, aber das finde ich spannend.

Von Null auf Hundert – Erdbeeren pflücken auf dem Feld oder Ärmel hochkrempeln?

Ich kann es zeitlich nicht mehr genau einordnen: aber es gab 3 Monate Leere. Nichts. Keine Mails. Keine Anfragen. Null. Nada de Nada. Niente. Wie sollte ich nur überleben?
Ich dachte wirklich daran, zur Überbrückung als Erntehelferin zu arbeiten. Ich weiß nicht wie es Euch geht, aber irgendwie beruhigt es mich immer wieder, zu wissen, dass ich bestimmt etwas finden werde, um zu überleben.
Jedenfalls habe ich mich auf meine Weiterbildung konzentriert, mir einen „Stundenplan“ gemacht und Online-Unikurse belegt. In Geschichte, Wirtschaft, KI und meinem Lieblingsthema: jüdische Diaspora. Nichts, das direkt mit meinem Beruf zu tun hatte. Ich wollte mich ablenken, und lernen. Mich mit Dingen beschäftigen, für die unter anderen Umständen nie die Zeit gehabt hätte.
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Kundenakquise auf neue Art – Folge dem Herzen
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Ich zähle zu den glücklichen Übersetzern, die von Mund-zu-Mund-Propaganda leben.
Seit ich Übersetzer bin (2002) musste ich nie neben meiner Tätigkeit Kunden akquirieren. Sie waren stets da. Es gibt da sogar Einige, die hege und pflege ich seit etwa einem Jahrzehnt. Es kam auf irgendeinem Weg immer ein neues Projekt und eine spannende Tätigkeit folgte der anderen.
Kurzum, ich wusste nicht so richtig wie man Akquise betreibt und habe einfach drauflos probiert. Mein Ziel war – wie immer – bei den „Großen“ und mit den „Besten“ zu arbeiten. Viel mehr als das weiß ich nie!

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Introvertiert aber nicht schüchtern – Stellt mich einfach auf die Probe!                 

Ich bin der Prototyp eines Intro: eigentlich für alles zu haben, aber nur auf meine Façon. Als introvertierter Mensch möchte ich lieber „tun“ und nicht so sehr im Rampenlicht stehen. Ich will und kann mich nicht so gut verkaufen, aber ich weiß, dass ich gut bin und möchte nur das Bestmögliche, immer! Daher ist es für Menschen wie mich prima, wenn man mich einfach übersetzen lässt und dann entscheidet ob mein Stil und meine Art zum Unternehmen oder im Hinblick auf das geplante Projekt passen. Was mir ebenfalls entgegenkommt ist mein Interesse für neue Software und neue Arbeitsmethoden, meine 4 Arbeitssprachen und mein Bilingualismus. That’s it!

Fazit: ich war 2021 ein fokussiertes, emsig auf meine Tastatur eintippendes Lieschen. Aber was passiert wenn man plötzlich von einem Extrem ins andere gerät? Bei uns in der Branche heißt es „Feast or Famine“.

Solo und sehr begehrt – Hilfe, für wen entscheide ich mich?

Es war so viel los, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben ab der zweiten Jahreshälfte 2021 meine Anfragen nicht mehr zeitnah beantworten konnte, und es noch immer nicht kann. Zum ersten Mal ist meine Inbox zum Jahresende hin nicht „aufgeräumt“.
Was tun also, wenn man arbeitstechnisch als Single unterwegs ist und sich vor Verehrern, die nur das „Eine“ wollen, nicht retten kann?
Die Antwort ist: Ich weiß es nicht. Meine Lage bleibt also verzwickt.
Der einzig mögliche Weg, oder Mut komm bei mich und hilf mir aus der Patsche!
OUTLOOK 2022
Im kommenden Jahr finde ich einen Weg, um alle Anfragen zeitnah zu prüfen und zu beantworten. Das geht aber nur, wenn ich mir Hilfe hole. Ein virtuelle  Assistentin und ein paar Kollegen, die in meinen Sprachkombinationen arbeiten, und sich zusammenschließen wollen.
Derzeit male mir aus, wie sich dieser Plan umsetzen lässt und wünsche mir MUT, diesen Weg zu gehen.
Abschließend möchte ich alle, die mir geschrieben haben und noch keine Antwort in Bezug auf neue Projekte erhalten haben, um etwas Geduld bitten, (nein!) eigentlich um Entschuldigung. Im Moment bin ich solo, aber ich arbeite daran, mir ein Team zusammenzustellen.

„Jedem Anfang liegt…“ (wie könnte ich Hermann Hesse nicht zitieren!) ; )

Für das kommende Jahr wünsche ich mir so sehr mal wieder einen Monat außerhalb Europas zu verbringen. Nicht als Tourist, sondern als Reisende.
Wie steht es mit Euch? Könnt Ihr auf ein gutes Jahr zurückblicken? Ich hoffe, Ihr seid in Eurer Freizeit und im Berufsleben von Menschen umgeben, die Ihr sehr schätzt. Und ferner hoffe ich, ganz banal gesagt, dass Ihr gesund seid und es auch weiterhin bleibt.
One Day at a Time – Frohe Weihnachten!
illustration: by Sara Herranz

Money, money, money, oder wie legen Übersetzer ihre Preise fest?

Hallo liebe Language Lovers!

Heute hat mich ein Kunde gefragt warum ich „so wenig“ berechnet habe. Er hat die Wörter meiner Übersetzung gezählt und es waren viel mehr als ich in meinem Angebot angegeben hatte.

Zuerst dachte ich: „Wie konnte dir das nur passieren?“, aber dann wurde mir schnell klar, dass der Kunde die Wörter meiner deutschen Übersetzung gezählt hatte, und nicht die Wörter der Originalsprache, Englisch.

Offensichtlich wissen unsere Kunden oft nicht wie unsere Preise zustande kommen. Diese Situation könnte leicht ausgenutzt werden. Denken viele deshalb, dass wir so „teuer“ sind? Werden Kunden etwa durch Täuschen und Tarnen mancher Kollegen oder Übersetzungsagenturen schamlos über den Tisch gezogen?

Daher komme ich nicht umhin, hier etwas Aufklärung zu betreiben

Wie bei jeder Berufstätigkeit, berechnen Freiberufler wie beispielshalber Fotografen, Journalisten, Texter, Handwerker usw. ihre Preise im Rahmen einer gewissen Skala relativ frei und selbstständig.

Doch wie kommen diese Preise zustande, und wie kann sich jemand, der eine Übersetzung benötigt am besten orientieren?

Möglichkeiten der Preisgestaltung für Übersetzungen

  1. Preis pro Wort in der Originalsprache
  2. Preis pro Wort in der Zielsprache
  3. Preis pro (Norm)-Zeile
  4. Preis pro Stunde
  5. Preis pro Seite

Möglichkeiten der Preisgestaltung für Revisionen, Lektorate, Korrekturlesen

  1. Preis pro Wort des zu prüfenden Textes
  2. Preis pro Stunde

Mehr Optionen fallen mir jetzt auf Anhieb nicht ein.

Was sind die Vor- und Nachteile dieser Berechnungsarten und welche haben sich weltweit durchgesetzt?

Vor- und Nachteile  der Pro-Wort-Berechnung

  • Ich sehe bei der Berechnung pro Wort in der Originalsprache nur Vorteile. Der Kunde weiß im Voraus, was er bezahlt und wir wissen auch schon was wir erhalten.
  • Wenn Kollegen pro Wort in der Zielsprache berechnen, dann können Sie nur ein Pi-mal-Daumen-Angebot übermitteln. Der Kunde könnte am Ende eine unangenehme Überraschung erleben, denn die eine Sprachen kommt mit weniger Wörtern aus bzw. kommt schnell auf den Punkt und andere Sprachen, sind „gestalterischer“ in ihrer Ausdrucksweise. Ein weiterer Nachteil (und auch eine Gefahr) ist die, dass man in Versuchung gerät, eine Formulierung zu wählen, die wortreicher, aber nicht erforderlich ist. Man könnte z. B. mehr Füllwörter verwenden, statt „beispielsweise“ „zum Beispiel“ usw. schreiben. Somit kommt man ruckzuck auf eine viel höhere Wortanzahl. Doch ist das wirklich eine anständige Art, seine Arbeit zu tun?

Vor- und Nachteile  der Pro-Zeile/Seite-Berechnung

  • Pro Normzeile zu berechnen ist meines Erachtens antiquiert. Außerdem enthält die DIN-Norm DIN 2345 bzw. die Europäische Norm EN 15038 (Übersetzungsaufträge) keinen Zahlenwert für ihren Umfang. Eingebürgert haben sich in Deutschland 50 – 55 Anschläge einschließlich der Leerzeichen. (Quelle: Wikipedia). Dasselbe gilt für die Übersetzungshonorare pro Seite: Eine Seite ist mal voll mal kaum beschrieben, das wird es schwierig, anschauliche Preise festzulegen.

Vor- und Nachteile  der Pro-Stunde-Berechnung

  • Gegen die Preisberechnung pro Stunde spricht eigentlich nichts: Man kann im Preisangebot die geschätzte Stundenzahl angeben und der Kunde kann ablehnen oder zusagen. Dennoch hat sich dies nur für MTPE (dem nachträglichen Editieren von maschinell angefertigten Übersetzungen) und Revisionen sowie Lektorate etabliert. In der Regel können wir einschätzen, wie lange wir für einen Text benötigen. Und sollte sich eine Übersetzung nicht als eine Total-Katastrophe erweisen, müssen wir den Preis im Nachhinein selten adjustieren.

Ich hoffe, ich konnte etwas Licht in das Dickicht des Dschungels unserer Übersetzerhonorare bringen und würde mich über Rückmeldungen sehr freuen.

Wie berechnet Ihr Eure Preise? It depends, ich weiß!;)

Wie viele Wörter übersetzt ein Übersetzer pro Tag?

Wie oft bekommen wir einen Anruf oder eine E-Mail und sollen „nur mal kurz“ ein paar Zeilen übersetzen. „Ist nicht viel. Dauert bestimmt nicht lange. Kannst Du das bitte ganz schnell machen?“

Aber wusstet Ihr eigentlich, dass ein Übersetzer im Schnitt „nur“ 250 Wörter pro Stunde (in Gut-zum-Druck-Qualität) schafft? Das entspricht in etwa einer Seite Text.

Selbstverständlich hängt unsere Übersetzungsleistung von der Art des Textes ab und von unserer Erfahrung, und natürlich gibt es da auch allerhand andere Variablen, die sich auf die Wortzahl auswirken (einschließlich dem Rumtrödeln am Montagmorgen).

Könnt Ihr Euch vorstellen, warum wir mal ganz schnell und ganz viel und mal erschreckend wenig arbeiten?

Ich liste im Folgenden ein paar einwirkende Faktoren auf:

  • Slogans/Überschriften/Buchtitel/Werbebotschaften -> Hierfür benötigen wir manchmal Tage, wenn es der Auftrag zulässt. Mir fallen die besten Lösungen meistens nachts ein.
  • Textlänge -> Wenn wir ein größeres Dokument erhalten, sind wir in der Regel schneller. Wir überlegen uns in welchem Stil wir schreiben, welche Terminologie die richtige ist und dann läuft es wie am Schnürchen. Na ja, meistens.
  • Format -> Wenn wir komplexere Formate erhalten oder sogar Fotos mit handschriftlichem Text, dann müssen wir diesen erst entziffern und extrahieren. Erst dann können wir mit unserer eigentlichen Tätigkeit beginnen.
  • Auflistungen -> Wenn es sich bei jedem Wort um etwas Spezielles handelt, zum Beispiel um Produkte und deren Merkmale. Dann müssen wir selbstverständlich jedes einzelne Wort nachschlagen und auf der Website des Kunden kontrollieren, ob es nicht bereits eine Übersetzung gibt. Dann entscheiden wir uns für eine Lösung und gegebenenfalls machen wir den Kunden auf Unstimmigkeiten oder Fehler aufmerksam. Wenn die Auflistung aber aus Städtenamen oder Namen besteht: Jackpot! Autopilot (mit gründlicher anschließender Revision, denn hier schleichen sich die meisten Fehler ein)!

Dies sind nur einige Beispiele, die von Bedeutung für unsere Tagesleistung sind. Fallen Euch mehr ein? Kommentiert gerne.

Grüße und einen guten Wochenstart Euch allen.