Hallo liebe Language Lovers!
Ich weiß nicht wie es euch so ergangen ist, aber bei mir war dieses Jahr zweigeteilt: mit einem Erdbeben in der Jahresmitte und vielen kleinen Nachbeben kurz vor Weihnachten.
Stille Wasser plätschern gemächlich vor sich hin
Eigentlich hatte ich einen Plan, nämlich die Umstrukturierung, die ich während der Pandemie eingeleitet hatte, zu stärken, auszubauen und wie man so schön sagt, zu konsolidieren.
Es gab wie bei den meisten von uns viele Veränderungen. Ich habe neue Kunden gesucht und auch gefunden. Wie immer bin ich sehr dankbar für alle, die sich mir anvertrauen und merke, wie mich neue Projekte motivieren. Ich freue mich immer wie ein kleines Kind, etwas Unbekanntes anzugehen.
Der Übersetzer-Alltag, mein Alltag, hat sich vollkommen verändert, aber das finde ich spannend.
Von Null auf Hundert – Erdbeeren pflücken auf dem Feld oder Ärmel hochkrempeln?
Ich kann es zeitlich nicht mehr genau einordnen: aber es gab 3 Monate Leere. Nichts. Keine Mails. Keine Anfragen. Null. Nada de Nada. Niente. Wie sollte ich nur überleben?
Ich dachte wirklich daran, zur Überbrückung als Erntehelferin zu arbeiten. Ich weiß nicht wie es Euch geht, aber irgendwie beruhigt es mich immer wieder, zu wissen, dass ich bestimmt etwas finden werde, um zu überleben.
Jedenfalls habe ich mich auf meine Weiterbildung konzentriert, mir einen „Stundenplan“ gemacht und Online-Unikurse belegt. In Geschichte, Wirtschaft, KI und meinem Lieblingsthema: jüdische Diaspora. Nichts, das direkt mit meinem Beruf zu tun hatte. Ich wollte mich ablenken, und lernen. Mich mit Dingen beschäftigen, für die unter anderen Umständen nie die Zeit gehabt hätte.
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Kundenakquise auf neue Art – Folge dem Herzen
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Ich zähle zu den glücklichen Übersetzern, die von Mund-zu-Mund-Propaganda leben.
Seit ich Übersetzer bin (2002) musste ich nie neben meiner Tätigkeit Kunden akquirieren. Sie waren stets da. Es gibt da sogar Einige, die hege und pflege ich seit etwa einem Jahrzehnt. Es kam auf irgendeinem Weg immer ein neues Projekt und eine spannende Tätigkeit folgte der anderen.
Kurzum, ich wusste nicht so richtig wie man Akquise betreibt und habe einfach drauflos probiert. Mein Ziel war – wie immer – bei den „Großen“ und mit den „Besten“ zu arbeiten. Viel mehr als das weiß ich nie!
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Introvertiert aber nicht schüchtern – Stellt mich einfach auf die Probe!
Ich bin der Prototyp eines Intro: eigentlich für alles zu haben, aber nur auf meine Façon. Als introvertierter Mensch möchte ich lieber „tun“ und nicht so sehr im Rampenlicht stehen. Ich will und kann mich nicht so gut verkaufen, aber ich weiß, dass ich gut bin und möchte nur das Bestmögliche, immer! Daher ist es für Menschen wie mich prima, wenn man mich einfach übersetzen lässt und dann entscheidet ob mein Stil und meine Art zum Unternehmen oder im Hinblick auf das geplante Projekt passen. Was mir ebenfalls entgegenkommt ist mein Interesse für neue Software und neue Arbeitsmethoden, meine 4 Arbeitssprachen und mein Bilingualismus. That’s it!
Fazit: ich war 2021 ein fokussiertes, emsig auf meine Tastatur eintippendes Lieschen. Aber was passiert wenn man plötzlich von einem Extrem ins andere gerät? Bei uns in der Branche heißt es „Feast or Famine“.
Solo und sehr begehrt – Hilfe, für wen entscheide ich mich?
Es war so viel los, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben ab der zweiten Jahreshälfte 2021 meine Anfragen nicht mehr zeitnah beantworten konnte, und es noch immer nicht kann. Zum ersten Mal ist meine Inbox zum Jahresende hin nicht „aufgeräumt“.
Was tun also, wenn man arbeitstechnisch als Single unterwegs ist und sich vor Verehrern, die nur das „Eine“ wollen, nicht retten kann?
Die Antwort ist: Ich weiß es nicht. Meine Lage bleibt also verzwickt.
Der einzig mögliche Weg, oder Mut komm bei mich und hilf mir aus der Patsche!
OUTLOOK 2022
Im kommenden Jahr finde ich einen Weg, um alle Anfragen zeitnah zu prüfen und zu beantworten. Das geht aber nur, wenn ich mir Hilfe hole. Ein virtuelle Assistentin und ein paar Kollegen, die in meinen Sprachkombinationen arbeiten, und sich zusammenschließen wollen.
Derzeit male mir aus, wie sich dieser Plan umsetzen lässt und wünsche mir MUT, diesen Weg zu gehen.
Abschließend möchte ich alle, die mir geschrieben haben und noch keine Antwort in Bezug auf neue Projekte erhalten haben, um etwas Geduld bitten, (nein!) eigentlich um Entschuldigung. Im Moment bin ich solo, aber ich arbeite daran, mir ein Team zusammenzustellen.
„Jedem Anfang liegt…“ (wie könnte ich Hermann Hesse nicht zitieren!) ; )
Für das kommende Jahr wünsche ich mir so sehr mal wieder einen Monat außerhalb Europas zu verbringen. Nicht als Tourist, sondern als Reisende.
Wie steht es mit Euch? Könnt Ihr auf ein gutes Jahr zurückblicken? Ich hoffe, Ihr seid in Eurer Freizeit und im Berufsleben von Menschen umgeben, die Ihr sehr schätzt. Und ferner hoffe ich, ganz banal gesagt, dass Ihr gesund seid und es auch weiterhin bleibt.
One Day at a Time – Frohe Weihnachten!
illustration: by Sara Herranz