Money, money, money, oder wie legen Übersetzer ihre Preise fest?

Hallo liebe Language Lovers!

Heute hat mich ein Kunde gefragt warum ich „so wenig“ berechnet habe. Er hat die Wörter meiner Übersetzung gezählt und es waren viel mehr als ich in meinem Angebot angegeben hatte.

Zuerst dachte ich: „Wie konnte dir das nur passieren?“, aber dann wurde mir schnell klar, dass der Kunde die Wörter meiner deutschen Übersetzung gezählt hatte, und nicht die Wörter der Originalsprache, Englisch.

Offensichtlich wissen unsere Kunden oft nicht wie unsere Preise zustande kommen. Diese Situation könnte leicht ausgenutzt werden. Denken viele deshalb, dass wir so „teuer“ sind? Werden Kunden etwa durch Täuschen und Tarnen mancher Kollegen oder Übersetzungsagenturen schamlos über den Tisch gezogen?

Daher komme ich nicht umhin, hier etwas Aufklärung zu betreiben

Wie bei jeder Berufstätigkeit, berechnen Freiberufler wie beispielshalber Fotografen, Journalisten, Texter, Handwerker usw. ihre Preise im Rahmen einer gewissen Skala relativ frei und selbstständig.

Doch wie kommen diese Preise zustande, und wie kann sich jemand, der eine Übersetzung benötigt am besten orientieren?

Möglichkeiten der Preisgestaltung für Übersetzungen

  1. Preis pro Wort in der Originalsprache
  2. Preis pro Wort in der Zielsprache
  3. Preis pro (Norm)-Zeile
  4. Preis pro Stunde
  5. Preis pro Seite

Möglichkeiten der Preisgestaltung für Revisionen, Lektorate, Korrekturlesen

  1. Preis pro Wort des zu prüfenden Textes
  2. Preis pro Stunde

Mehr Optionen fallen mir jetzt auf Anhieb nicht ein.

Was sind die Vor- und Nachteile dieser Berechnungsarten und welche haben sich weltweit durchgesetzt?

Vor- und Nachteile  der Pro-Wort-Berechnung

  • Ich sehe bei der Berechnung pro Wort in der Originalsprache nur Vorteile. Der Kunde weiß im Voraus, was er bezahlt und wir wissen auch schon was wir erhalten.
  • Wenn Kollegen pro Wort in der Zielsprache berechnen, dann können Sie nur ein Pi-mal-Daumen-Angebot übermitteln. Der Kunde könnte am Ende eine unangenehme Überraschung erleben, denn die eine Sprachen kommt mit weniger Wörtern aus bzw. kommt schnell auf den Punkt und andere Sprachen, sind „gestalterischer“ in ihrer Ausdrucksweise. Ein weiterer Nachteil (und auch eine Gefahr) ist die, dass man in Versuchung gerät, eine Formulierung zu wählen, die wortreicher, aber nicht erforderlich ist. Man könnte z. B. mehr Füllwörter verwenden, statt „beispielsweise“ „zum Beispiel“ usw. schreiben. Somit kommt man ruckzuck auf eine viel höhere Wortanzahl. Doch ist das wirklich eine anständige Art, seine Arbeit zu tun?

Vor- und Nachteile  der Pro-Zeile/Seite-Berechnung

  • Pro Normzeile zu berechnen ist meines Erachtens antiquiert. Außerdem enthält die DIN-Norm DIN 2345 bzw. die Europäische Norm EN 15038 (Übersetzungsaufträge) keinen Zahlenwert für ihren Umfang. Eingebürgert haben sich in Deutschland 50 – 55 Anschläge einschließlich der Leerzeichen. (Quelle: Wikipedia). Dasselbe gilt für die Übersetzungshonorare pro Seite: Eine Seite ist mal voll mal kaum beschrieben, das wird es schwierig, anschauliche Preise festzulegen.

Vor- und Nachteile  der Pro-Stunde-Berechnung

  • Gegen die Preisberechnung pro Stunde spricht eigentlich nichts: Man kann im Preisangebot die geschätzte Stundenzahl angeben und der Kunde kann ablehnen oder zusagen. Dennoch hat sich dies nur für MTPE (dem nachträglichen Editieren von maschinell angefertigten Übersetzungen) und Revisionen sowie Lektorate etabliert. In der Regel können wir einschätzen, wie lange wir für einen Text benötigen. Und sollte sich eine Übersetzung nicht als eine Total-Katastrophe erweisen, müssen wir den Preis im Nachhinein selten adjustieren.

Ich hoffe, ich konnte etwas Licht in das Dickicht des Dschungels unserer Übersetzerhonorare bringen und würde mich über Rückmeldungen sehr freuen.

Wie berechnet Ihr Eure Preise? It depends, ich weiß!;)

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